Unsere Aktivitäten – unsere Grenzen

Gestern kam ein Anruf: Babykätzchen gefunden, könnt ihr euch darum kümmern?

Ja, das können wir. Wir haben das allein in einer Baustelle gefundene Kätzchen abgeholt und es uns genau angesehen. Gerade mal drei Wochen alt, ganz schlimmer Katzenschnupfen, das eine Auge so arg verletzt, dass es nicht mehr zu retten ist, das andere Auge stark verklebt. Sicher leidet es wegen der Augenverletzung starke Schmerzen. Die Tierärztin schaut sich das kleine Wesen an und gibt uns zu bedenken, dass das Katzenkind zu klein ist, um schon operiert werden zu können. Sie kann auch keine Schmerzmittel geben, weil bei dem zarten Alter die Dosierung sehr schwierig und die Gefahr einer Nierenschädigung ziemlich hoch ist. Wir könnten es füttern und vermutlich am Leben erhalten, aber es müsste mit seinem riesig angeschwollenen, blinden Auge weiter leiden, bis es groß genug wäre, dass man an eine Operation zur Entfernung des erblindeten Auges denken kann. Nach einem Rundruf in der aktiven Gruppe fällt die Entscheidung, das winzige Kätzchen mit Hilfe der Tierärztin von seinem Leiden zu erlösen.

Leider können nicht alle Tiere, die bei uns landen gerettet werden.

In Situationen wie diesen stossen wir Tierschützer an unsere Grenzen. Nicht alle Tiere, die bei uns landen, können gerettet werden. Tiere schützen heißt eben nach unserem Verständnis auch, Tiere vor zu großem Leid zu schützen. Das gilt genauso für den angefahren aufgefundenen Streunerhund, bei dem die Röntgenbilder zeigen, dass die Wirbelsäule gebrochen und Nervenstränge so arg verletzt sind, dass er nie wieder würde laufen können, und dass er keine Kontrolle über seine Ausscheidungen haben würde. Auch er darf gehen, wird in den Hundehimmel geschickt. Solche Entscheidungen machen wir uns nie leicht, sie werden immer von der Gruppe getragen und selbstverständlich nach Konsultation des Tierarztes. Sie sind glücklicherweise nicht oft nötig, aber wenn, dann stehen wir auch dazu. Denn Tiere schützen heißt auch, ihnen Leiden zu ersparen.

Die meisten Aktivitäten jedoch führen zu einem Happy End.

Meistens aber führen unsere Aktivitäten zu einem glücklichen Ende. Wenn wir Bilanz ziehen, sind wir jedes Jahr überrascht, wie viele Hunde durch unser Eingreifen ein Zuhause gefunden haben. Mehr als 40 sind es jedes Jahr, manchmal sogar über 50 oder 60. Bei jedem Foto eines Hundes, der von glücklichen “Eltern” bei der Ankunft in den Arm genommen wird, jubeln wir vor Freude. Wieder eine Seele gerettet, und wieder einmal hat sich all unsere Mühe gelohnt. Diese Mühe geschieht größtenteils im Verborgenen, denn die Arbeit direkt mit dem Hund ist eigentlich das Geringste. Natürlich muss jeder Neuzugang zum Tierarzt, wird geimpft, gechippt, von Parasiten befreit und, wenn alt genug, auch sterilisiert/kastriert.

Natürlich wird jede Fellnase individuell gepflegt, gut gefüttert, liebevoll behandelt und mindestens einmal täglich Spazieren geführt. All dies trägt dazu bei, dass wir unsere Schützlinge gut kennen lernen, sie mit ihren Eigenheiten beschreiben und ihnen ein Zuhause suchen können. Fotos und Beschreibung gehen an die sozialen Medien, ohne die wir kaum so erfolgreich wären. Und dann beginnt die Arbeit hinter den Kulissen: Oft sind es unzählige Telefonate mit Interessenten, bis wir sicher sind, dass die Chemie zwischen Hund und Herrchen passen wird. Als nächstes folgt die Frage, wie das neue Familienmitglied in sein neues Zuhause reisen wird. Flugpaten werden gesucht, Über-Land-Transporte erwogen. Meist muss der Hund nach Athen zum Flugplatz gefahren werden, nicht selten ist mitten in der Nacht Abfahrt… Umso glücklicher sind wir dann, wenn sich anhand von Fotos und Berichten herausstellt, dass wir wieder einmal ein Happy-End arrangieren konnten.